Kramer Tarifergebnis tritt doch in Kraft

Beschäftigte bei Kramer im Warnstreik

13.02.2023 Erzieltes Tarifergebnis kann doch in Kraft treten - Striegler: "Vernunft hat gesiegt, beide Seiten können zufrieden sein."

Der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson / Kramer hat in der Auseinandersetzung um die Rückkehr zur Tarifbindung eingelenkt. Damit kann das Ende Januar erzielte Tarifergebnis nun doch in Kraft treten. Die IG Metall-Mitglieder an allen vier betroffenen Standorten haben in kurzfristig einberufenen Mitgliederversammlungen dem Ergebnis bereits zugestimmt. Damit sind in letzter Sekunde die unmittelbar bevorstehenden Urabstimmungen über Erzwingungsstreiks abgewendet worden. Frederic Striegler, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Singen, sagt: "Am Ende hat die Vernunft gesiegt. Die Beschäftigten von Kramer und dem gesamten Wacker Neuson Konzern bekommen wieder einen Tarifvertrag, und es gibt keine Streiks. Beide Seiten können zufrieden sein."

Mit dem nun abgeschlossenen Tarifvertrag gilt bei Kramer künftig grundsätzlich der Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. Beim Thema Arbeitszeit ist die IG Metall dem Unternehmen entgegengekommen. Der Tarifvertrag beinhaltet eine Standortsicherung und ist frühestens Ende 2030 kündbar. Er gilt für die rund 850 tarifgebundenen Beschäftigten bei Kramer und den anderen Standorten Reichertshofen (Bayern), Korbach (Hessen), sowie in der Konzernzentrale in München.

Nach der Tarifflucht von Wacker Neuson im Herbst 2022 hatte die IG Metall das Unternehmen zu Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag aufgefordert. Nach mehreren Verhandlungen und auch Warnstreiks im Rahmen der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie haben sich die IG Metall und das Unternehmen Ende Januar schließlich auf einen neuen Anerkennungstarifvertrag geeinigt. Von diesem war das Unternehmen wenige Tage später überraschend wieder zurückgetreten, bevor es nun doch eingelenkt hat.

Zum Hintergrund: 2009 hatte die IG Metall in wirtschaftlich schwieriger Lage mit Wacker Neuson Ergänzungstarifverträge abgeschlossen, mit denen die Beschäftigten auf Geld verzichteten, um einen Beitrag zur Genesung des Unternehmens zu leisten. Inzwischen geht es Wacker Neuson mit teilweise zweistelligen EBIT-Margen wieder sehr gut. Deshalb hat die IG Metall im Sommer 2022 die Ergänzungstarifverträge gekündigt. Daraufhin hat das Unternehmen den wieder in Kraft getretenen und am Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie orientierten Anerkennungstarifvertrag gekündigt. Mit diesem Schritt flüchtete Wacker Neuson komplett aus der Tarifbindung.

Letzte Änderung: 13.02.2023