IG Metall-Befragung

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26.04.2017 Beschäftigte fordern Sicherheit und gute Perspektiven in der digitalen Arbeitswelt

Sicherheit und gute Perspektiven in der digitalen Arbeitswelt, eine neue Arbeitsmarktpolitik, bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben und sichere Renten sind die wesentlichen Anliegen der Beschäftigten. Zu diesem Ergebnis kommt die bislang größte Beschäftigtenbefragung Deutschlands. Über 681.241 Beschäftigte aus rund 7.000 Betrieben haben sich an der Befragung der IG Metall "Politik für alle - sicher, gerecht und selbstbestimmt" von Mitte Januar bis Ende Februar 2017 beteiligt. Das waren rund 170.000 Beschäftigte mehr als bei der Befragung im Jahr 2013. Knapp 40 Prozent der Befragten sind Nicht-Mitglieder.

"Die gewaltige Beteiligung zeigt: Die Beschäftigten wollen mit ihren Wünschen, Sorgen und Forderungen gehört werden. Sie trauen uns als IG Metall eine Menge zu. Wer im September gewählt werden will, kommt an den Ergebnissen unserer Befragung nicht vorbei", sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Dienstag in Berlin.

Über 93 Prozent der Befragten finden es wichtig, den Weg in die Industrie 4.0 mitzugestalten - so, wie es die IG Metall seit Jahren tut. Die Beschäftigten fragen sich, welchen Platz sie in der neuen Arbeitswelt einnehmen werden und verlangen, dass es sicher und gerecht zugeht auf dem Weg in die Arbeitsgesellschaft von morgen. Dies gilt für alle Beschäftigten, unabhängig ihrer Qualifikation.

Doch je schwächer die Position der Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt ist, umso größer sind die Sorgen um den Arbeitsplatz. Auch daher fordern 89 Prozent der Befragten die Abschaffung sachgrundloser Befristung, von Minijobs und prekärer Soloselbstständigkeit.

Um in der Arbeitswelt 4.0 mithalten zu können, seien bessere Chancen auf Qualifikation für alle Beschäftigten zwingend erforderlich. "Sichere Jobs und Bildung sind die Schlüssel zu guter Arbeit 4.0. Denn nur wer keine Angst um die Zukunft haben muss, kann gut und kreativ arbeiten", sagte der IG Metall-Vorsitzende.

Mit einer großen Mehrheit von 93 Prozent fordern die Befragten zudem eine Bildungspolitik, die Bildungschancen unabhängig von der sozialen Herkunft eröffnet und ein verbrieftes Recht auf betriebliche Weiterbildung garantiert. "Viele sind heute von einer fairen Chance auf Fortbildung im Berufsleben ausgeschlossen. Ein Initiativrecht für Betriebsräte zur Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen ist überfällig. Die nächste Bundesregierung muss hier endlich handeln", forderte Hofmann.

Der IG Metall-Vorsitzende warnte Politik und Arbeitgeber, die Umbrüche in der Arbeitsgesellschaft zum Abbau von Schutzrechten zu missbrauchen. Dies gelte gerade für das Arbeitszeitgesetz. "Über 96 Prozent der Befragten wollen auch in Zukunft ein Arbeitszeitgesetz, das der Arbeitszeit Grenzen setzt. Dazu gehört auch das Recht auf Abschalten durch gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten."

Kritisch bewerte Hofmann zudem die noch offenen Baustellen der großen Koalition: "Die Befragung ermahnt auch die Regierung, die noch nicht erledigten Hausaufgaben des Koalitionsvertrags umzusetzen. So fordern 90 Prozent der Beschäftigten ein gesetzliches Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit." Für 92 Prozent der Befragten steht das Thema Vereinbarkeit ganz oben auf der Agenda. Und 84 Prozent befürworten eine finanzielle Unterstützung bei der Reduzierung der Arbeitszeit zur Vereinbarkeit von Familie und Arbeit.

"Das Votum der Beschäftigten ist eindeutig: Es ist Zeit für mehr Gerechtigkeit", betonte Hofmann. Rund 95 Prozent fordern, es müsse Schluss sein damit, dass die Arbeitnehmer höhere Beiträge zur Krankenversicherung zahlen als die Arbeitgeber. Weiter fordern die Beschäftigten ein höheres Rentenniveau (85 Prozent) und eine Verpflichtung der Arbeitgeber zur betrieblichen Altersvorsorge für alle Beschäftigten (93 Prozent).

92 Prozent der Befragten erwarten von der Politik mehr Schutz von Tarifverträgen. "Nur Tarifverträge garantieren eine faire und verlässliche Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen. Fehlt Tarifbindung droht Lohndumping - wie beim Missbrauch von Werkverträgen. Die Politik muss dafür sorgen, dass für möglichst viele Beschäftigte ein Tarifvertrag gilt. Outsourcing darf nicht dazu führen, dass sich Arbeitgeber davor drücken, Tariflöhne zu zahlen", forderte Hofmann.

Weitere Ergebnisse aus der Befragung zum Thema Arbeitszeit wird die IG Metall Mitte Mai veröffentlichen.

Letzte Änderung: 27.04.2017